Aufgeregt lief Joey in den Keller: “Bob, bist du da? Wo steckst Du?” Eine leise Stimme drang aus einer Nische hinter der Waschmaschine hervor: “Hier bin ich!”, piepste der rote Kater. “Jetzt bin ich gefangen und kann nicht mehr raus. Wir können nicht mehr in deinem Garten spielen.” Joey schlich um die Waschmaschine und fand ihn kauernd dort sitzen: “Du brauchst keine Angst zu haben, dir passiert nichts, ich bin bei dir.” Das beruhigte den roten Kater ein wenig. “Heute Nacht zeige ich dir das Haus,” wisperte Joey ihm zu, “es wird dir hier gefallen.”
Draußen wurde es dunkel, als alles ruhig im Haus war, kroch Bob hinter der Waschmaschine hervor und folgte Joey durch das Haus.
“Oh, soviel Platz.” Bob schaute sich um. Am schönsten fand er das Zimmer in dem ein großer Schrank, ein Kratzbaum, ein sehr gemütlicher Sessel, ein weicher Teppich und die großen Fenster waren. Hier wollte er die kommende Nacht nochmal alles genauer untersuchen.
Jeden Morgen und Abend kam die Zweibeinerin in den Keller und redete mit Bob. Er lugte vorsichtig um die Ecke aus dem großen weißen Gerät, wo er sich versteckt hatte, und blinzelte sie an, sie blinzelte zurück. “Oh”, dachte der er, ” sie versteht mich.” und rückte etwas aus seinem Versteck hervor.
Nachts schlich Bob leise im Haus umher und inspizierte alles. Gerne saß er in dem schönen Zimmer oben am Fenster und schaute in den Garten. Joey war immer bei ihm und sie spielten mit den Plüschmäusen und kleinen Bällchen, die überall herumlagen. “Meinst Du ich komme eines Tages wieder in den Garten?” hielt Bob beim Spielen inne. “Klar kommst Du das,” versicherte ihm Joey “wenn du dich hier eingewöhnt hast.”
Eines nachts, als Bob an seinem Lieblingsfenster saß, schlossen die Zweibeiner die Gittertür in dem großen Zimmer und Bob war in dem Raum gefangen.
Wieder gefangen, aber dieses Mal war alles anders. Die Zweibeinerin kam jeden Tag vorbei und besuchte ihn. Sie las ihn komische Geschichten vor. Er liebte ihre Stimme und schlief dabei oft ein. Sein Lieblingsplatz war der große Kleiderschrank. Von hier aus konnte er alles beobachten, was unter ihm so passierte.
Die Frau bestach ihn oft mit leckerem Fleisch, rohes Putenfleisch. Bob konnte da überhaupt nicht widerstehen. Mit einem langen Löffel reichte sie ihm die kleinen Stücke und er machte sich darüber her, damit hatte sie sein Herz schon fast erobert.
“Hey du großer fauler Kater,” schrie Joey ihn von unten an “willst du da nicht endlich mal runterkommen?” Bob schaute irritiert: “Warum? Ich habe noch sehr viel Angst.” Der Schwarz-weiße schaute zu ihm hoch “Erzähl mir nichts, komm endlich runter zum Spielen, hier verpasst Du alles.” Die Zweibeinerin saß mit einem Buch auf dem Sofa und bemerkte wie Bob langsam den Schrank, über den Kratzbaum nach unten kletterte. Er benutzte die Katzentoilette, schnappte sich einen Happen aus seiner Schüssel, die am Boden stand und kletterte wieder auf den Schrank. Die Frau mit dem Buch sah verdutzt zu.
Ab jetzt kam Bob regelmäßig vom Schrank und spielte mit der Frau und Joey. Seine Angst wurde weniger und er vertraute ihr immer mehr.
Viele Wochen vergingen, Bob fühlte sich immer wohler und hatte weniger Angst vor den beiden netten Menschen.
Er spielte gerne mit einer kleinen Angel aus Leder, als er seinen ganzen Mut zusammennahm und die Zweibeinerin mit seiner Nase an ihre Hand stupste, strich sie ihn ganz sanft über seinen Kopf. Bob schloss die Augen und erinnerte sich an die zärtliche Hand, die ihn damals streichelte, als er in dem dunklen Keller nach der Aktion mit dem Käfig lag. Er schmiegte sich an sie und bei der Frau glitzerten Tränen in den Augen. “Ach mein kleiner Bob, du bist so ein Lieber.” flüsterte sie leise. “Wir sind so froh, dass wir dich jetzt haben.”
An sein neues Leben gewöhnte sich der rote Kater langsam, Joey half ihm dabei und er verlor immer mehr seine Angst.
Viele Wochen später spielten die beiden im Katzenzimmer als Bob kurz innehielt und zu Joey sagte: “Ich hätte nicht gedacht, dass ich mal ein richtiges zu Hause habe.” Joey lag auf seiner Lieblingskratzpappe: “Du hast es dir doch ausgesucht, was Besseres konnte dir nicht passieren.” Der Rote Kater streckte sich genüsslich und sprang auf den großen Sessel: ” Du hast Recht, ich habe es mir ausgesucht und ich bleibe jetzt hier, für immer!” Joey schaute ihn an: “Aber damit Du klarsiehst, der Herr im Haus und in der Nachbarschaft bin und bleibe ich, kapiert?” Bob lächelte ihn an: “Klar bist du das.!” Er drehte sich um und dachte: “Das werden wir noch sehen, diese Dosine habe ich eh um meine Pfote gewickelt, das kann alles noch sehr spaßig werden.” grinste leise vor sich hin und rekelte sich genüsslich. “Ich mache jetzt ein kleines Schläfchen.” gähnte er und blickte Joey an. “Mach das mein Freund, ich auch.”
Einige Wochen später im Frühling durfte Bob auch wieder in den Garten, er hatte es geschafft, nie mehr hungern, es ist das schönste Leben, was ein Kater wie er sich vorstellen konnte, jetzt war er glücklich.
-ENDE-